Am besten gleich im Januar: Ballast abwerfen, damit das Neue (schneller) wachsen kann!

Sind Sie schon einmal in einem Ballon mitgefahren? Zugegeben, ich selbst habe diese wunderbaren Gefährte bislang nur von unten beobachtet und habe gekniffen, als ich vor vielen Jahren einmal die Möglichkeit gehabt hätte mitzufahren – und doch liebe ich es, wenn sie im Sommer am Horizont vorbeischweben. So hatte ich auch gleich das Bild eines Ballons vor Augen, als ich mich mit dem heutigen Thema beschäftigt habe: Ballast abwerfen.

Auch wenn die Ballonfahrer dies erst wieder in den wärmeren Monaten tun (genau genommen die im Gasballon, im Heißluftballon wird die Luft in der Hülle mit dem Brenner erhitzt) – wenn sie Höhe gewinnen wollen, werfen sie kontrolliert Sand oder auch Wasser ab –, ist der Jahresbeginn für uns Normalos der perfekte Zeitpunkt, um einen Teil unseres persönlichen Ballasts abzuwerfen, um einen Level weiterzukommen.

Vielleicht haben Sie „zwischen den Jahren“ Ihren Kleiderschrank ausgemistet, den Keller aufgeräumt oder Ihren Schreibtisch von Papierstapeln befreit? In der Tat, diese Arbeit macht den wenigsten Menschen Freude – aber wie haben Sie sich danach gefühlt? Viele schildern, dass Sie sich danach vielleicht ein wenig erschöpft fühlen, aber auch irgendwie freier, vielleicht verspüren sie auch regelrecht Lust auf Neues. Genauso, wie der Ballon steigt, wenn Ballast abgeworfen wird, und wir Raum für Wachstum und Neues schaffen, wenn wir zu Hause oder auch im Büro ausmisten, genauso tut es uns gut, wenn wir in unserem eigenen Leben hin und wieder Ballast identifizieren und uns von ihm trennen. Und dafür ist der Januar ein guter Zeitpunkt!

Was sind nun möglicherweise Sand und Wasser in unserem Leben, die wir abwerfen könnten, um auf unserem persönlichen Weg weiter zu kommen? Was sind die alten Klamotten und Kisten in unserem Keller, die wir aussortieren könnten, um Raum für Neues zu schaffen?

Ganz klar, die Antwort wird für jeden von uns unterschiedlich ausfallen.

Zu Beginn sind hier einige Beispiele:

  • Mitgliedschaften, Abos und Co.: Wo fallen regelmäßige Kosten an und Sie haben ein schlechtes Gewissen, weil Sie schon lange nicht mehr im Verein waren, den Fitnessclub kaum nutzen oder nur Ihr Kontoauszug Sie hin und wieder noch an Ihr Abo erinnert?
  • Bekannte und (sogenannte) Freunde: Mit wem haben Sie sich vielleicht früher gut verstanden, aber inzwischen längst auseinandergelebt? Wenn ein Treffen ansteht oder die Person anruft, spüren Sie förmlich, wie Ihre Laune schlechter wird?
  • Rituale: Was machen Sie – allein oder vielleicht auch in der Familie oder gemeinsam mit Freunden – regelmäßig, obwohl die Freude daran schon längst verflogen ist?
  • Hobbys: Was machen Sie, weil Sie es schon ewig tun … aber genau genommen hätten Sie viel mehr Freude daran, etwas anderes auszuprobieren?
  • Dumme Angewohnheiten: Was tun Sie, obwohl Sie wissen, dass es Ihnen nicht gut tut?

Bezogen auf den Job könnten Sie hier fündig werden:

  • Aufgaben: Von welchen Aufgaben würden Sie sich gern trennen, wenn Sie könnten? Vielleicht weil sie sie langweilen, weil Sie den Eindruck haben, dass Sie anderes viel besser können oder weil Sie dafür einfach nicht der/die Richtige sind?
  • Projekte: Welche Projekte sollten Ihrer Meinung nach eingestellt werden, um mehr Zeit und Raum für andere zu haben?
  • Meetings: Gibt es bestimmte Termine, die regelmäßig stattfinden, die man aber eigentlich abschaffen könnte / sollte?

Wenn Sie angestellt sind, können Sie natürlich den „Ballast“ nicht einfach ungefragt abwerfen (es sei denn, Sie kündigen – wenn Sie feststellen, dass es nicht damit getan ist, sich von einzelnen Dingen zu trennen, sondern Sie sich grundsätzlicher neu orientieren möchten). Aber auch dann können Sie diese Punkte für sich sammeln und entsprechend vorbereitet in das nächste Mitarbeitergespräch gehen bzw. gezielt das Gespräch mit Ihrer Chefin oder Ihrem Chef suchen.

Wenn Sie selbständig sind, könnten Sie zudem einen Blick auf diese Liste werfen, um auf eigene Ideen zu kommen:

  • Kunden(typen): Welche Kunden liegen mir (uns) nicht? Für welche bin ich vielleicht nicht die/der Richtige? Über welche ärgere ich mich womöglich regelmäßig?
  • Produkte / Dienstleistungen: Gibt es bestimmte Produkte oder Dienstleistungen, die ich künftig nicht mehr anbieten will? Um mich klarer bzw. anders zu positionieren? Um bei den anderen Dingen besser zu werden oder vielleicht auch endlich die neue Idee umzusetzen, über die ich schon länger nachdenke?
  • Partner / Mitarbeiter: Ganz ehrlich, gibt es möglicherweise auch Partner, Lieferanten oder Mitarbeiter, bei denen ich den Eindruck habe, dass es besser wäre, wenn wir 2017 getrennte Wege gehen? So wertschätzend wie möglich und zum Wohle beider Seiten?

Kriterien dafür, um den „Ballast“ zu identifizieren, der Sie persönlich – im wahrsten Sinne des Wortes – belastet, können diese sein:

  • Was kostet mich viel Energie? Wo verbrenne ich Zeit, Geld, Gedanken … und bin möglicherweise am Ende regelmäßig frustriert?
  • Wo bzw. wem gegenüber bin ich unfair?
  • Wo habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich doch schon längst mal wieder …
  • Wo bleibe ich unter meinen Möglichkeiten, weil es einfach nicht „meins“ ist?
  • Was schiebe ich immer wieder vor mir her?
  • Bei welchen Terminen freue ich mich, wenn Sie abgesagt oder verschoben werden?
  • Bei wem oder was muss ich mich verbiegen? Gegen meine Werte, meine Bedürfnisse oder das handeln, was mich persönlich antreibt?
  • Wer bzw. was tut mir nicht gut?
  • Wo bin ich möglicherweise „rausgewachsen“?

Können wir nun den „Ballast“ immer „einfach so“ abwerfen? Wie den Sand oder das Wasser vom Ballon aus? Ist das nicht zu einfach gedacht? Es kommt darauf an. Bei bestimmten Dingen braucht es tatsächlich nicht mehr als unsere klare Entscheidung. Haben wir sie getroffen, können wir z.B. eine Mitgliedschaft kündigen oder unseren Freunden offen sagen, dass sie uns zum Spieleabend bitte erst einmal nicht mehr einladen mögen (bei anderen Gelegenheiten aber sehr gern!).

In anderen Fällen ist es nicht so einfach: Manche Aufgaben z.B. müssen – zumindest von irgendjemandem – gemacht werden. Hier führt uns ein einfaches „Ich will das nicht mehr“ nicht weiter. Dann gilt es, nach einer anderen Lösung zu suchen: Lässt sich die Aufgabe delegieren? Gibt es jemanden, der sie gern übernimmt, der sie fairerweise im Wechsel mit Ihnen übernehmen sollte oder der eine entsprechende Dienstleistung gegen Bezahlung anbietet? Wenn andere Menschen beteiligt sind, kann es auch wichtig sein, den „Ballast“ nicht abrupt abzuwerfen, sondern den Ausstieg anzukündigen, damit andere Beteiligte sich in Ruhe (und evtl. mit Ihrer Unterstützung) auf die Neuzeit vorbereiten können. So lässt sich sicherstellen, dass man ordentlich und „mit einem guten Gefühl“ Abschied nehmen kann.

Gelingt es dennoch nicht, Ballast hinter sich zu lassen, obwohl man für sich weiß, dass es richtig wäre, dann kann es hilfreich sein, sich diese Fragen zu stellen:

  • Was hindert mich, wovor habe ich möglicherweise Angst?
  • Was steht für mich an, bevor ich diesen Schritt gehen kann?
  • Welche positiven Aspekte gibt es trotz allem, die ich nicht hinter mir lassen möchte? (Dann lohnt es sich zu schauen, ob an die Stelle des Abschieds eine Veränderung treten könnte – oder ob es das Positive vielleicht auch woanders gibt.)

In manchen Fällen hilft es, sich mit einem vertrauten Menschen oder auch einem neutralen Gesprächspartner zusammenzusetzen, um Klarheit in die eigenen Gedanken zu bringen und die eigenen Entscheidungen vorzubereiten.

Die vielleicht wichtigste Frage zum Schluss: Wozu das Ganze, was ist das Gute am Ausmisten und „Ballast abwerfen“? All das, was Sie an Ballast hinter sich lassen, hat bisher Ihre Zeit in Anspruch genommen, es hat Ihre Aufmerksamkeit, Energie und vielleicht auch Ihr Geld gekostet. Fällt dies nun weg, dann ist plötzlich mehr für anderes da: mehr Zeit, Geld, Aufmerksamkeit und Energie! Für das, was Sie vielleicht im Kleinen schon begonnen haben, für Sie persönlich und andere Menschen, die Ihnen wichtig sind, für Neues, das Sie 2017 beginnen möchten, …

Durch unsere Entscheidung, Ballast hinter uns zu lassen, machen wir das Neue möglich und stärken es!

Lassen Sie mich zum Abschluss neben das vom Gasballon noch ein weiteres Bild stellen: Sicher wissen Sie, dass bestimmte Pflanzen – sei es ein Apfelbaum oder ein Rosenstock – regelmäßig beschnitten werden müssen. Vielleicht legen Sie sogar selbst regelmäßig im Garten oder auf dem Balkon Hand an.  Dann haben Sie es bereits erlebt: Nur durch den Beschnitt kann die Kraft gezielt in bestimmte Äste und Triebe gehen, die dann umso schneller und kräftiger wachsen können. Die Pflanze bedankt sich einige Monate später mit prächtigen Blüten oder saftigen Äpfeln.

Was sind Ihre persönlichen Früchte, denen Sie durch den „Beschnitt“ bei der Entwicklung helfen möchten? Was möchten Sie ernten?

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