Und wie kann Coaching von Burnout Betroffene unterstützen?
Auch als Coach begegnet mir das Thema Burnout in unterschiedlichem Maße regelmäßig bei meinen Klienten. Das überrascht erstmal nicht: Rund 50% aller Beschäftigten fühlen sich hierzulande von Burnout bedroht. Jeder Siebte sieht für sich selbst sogar die Gefahr, vollkommen „auszubrennen“. Das ergab eine Umfrage der pronova BKK, die das Ärzteblatt zitiert. Wenn es um typische Burnout-Symptome wie anhaltende Erschöpfung, innere Anspannung und Rückenschmerzen geht, dann nehmen sogar sechs von zehn Befragten diese gelegentlich bei sich wahr. Diese Zahlen zeigen, dass Burnout längst kein Randthema mehr ist. Coach oder nicht, fast jeder kennt in seinem Umfeld Menschen, die davon akut betroffen sind oder waren. Entscheidend ist, dass man dem Burnout nicht ausgeliefert ist, sondern für sich eine Weg raus aus dem Burnout findet – oder idealerweise sogar zuvor die Gefahr erkennt und aktiv handelt, um ihn doch noch zu verhindern.
Burnout und Coaching
Was bedeutet das für mich als Coach? Kann Coaching Burnout verhindern und ist ein Coaching bei Burnout sinnvoll? Ich komme mit dem Thema regelmäßig in zweierlei Hinsicht in Berührung:
- Burnout vorbeugen: Eine rechtzeitige Neu- oder Umorientierung kann meiner Überzeugung nach Menschen, die davon bedroht sind, vor einem massiven Burnout schützen, also davor, dass sich ein akut empfundenes Leiden in einen echten Burnout wandelt. Viele Menschen kommen zu mir, da sie den Eindruck haben, bald in eine Erschöpfungsdepression bzw. in einen Burnout zu rutschen, wenn sie einfach so weitermachen.
- Wiedereinstieg nach Burnout: Recht häufig arbeite ich auch mit Klienten, die nach einem Burnout zurück in einen Job wollen und die sich vorher neu orientieren möchten. Ihnen ist wichtig, sich eine neue berufliche Existenz aufzubauen. Nach dieser unschönen Erfahrung möchten sie jetzt nachhaltig gesund bleiben und das, was sie krank gemacht hat, in Zukunft zu verhindern. Häufig spüren sie eine gewisse Unsicherheit bzw. Angst bei der Rückkehr. Ganz wichtig ist in diesem Fall, herauszufinden und zu ändern, was einen krank gemacht hat!
Meine Erfahrung ist: Es tut Menschen nicht gut, sich über längere Zeit verbiegen zu müssen, gegen die eigenen Überzeugungen zu handeln oder eine Maske zu tragen. Wer schauspielern muss, ohne bei Film oder Theater beschäftigt zu sein, der erlebt dies fast immer als anstrengend. Es raubt Energie, dauert dies länger an, dann fühlt man sich zunehmend erschöpfter. Stoppt man diesen Prozess nicht rechtzeitig, indem man die Reißleine zieht, kann er zu immer deutlicheren Burnout-Symptomen führen. Selbst mit kleinsten Aufgaben fühlen sich akut Erkrankte dann oft überfordert …
Das Tragische dabei ist häufig: Um über die Situation zu reflektieren und sich möglicherweise neu zu orientieren, braucht man Zeit, Energie und einen „freien Kopf“. All das ist in einer akuten Situation Mangelware. Viele Menschen fühlen sich in dieser Situation gelähmt, manchmal regelrecht eingesperrt. Daher ist eine externe Unterstützung dann umso wichtiger, häufig ist parallel bzw. vorher auch eine kleinere oder größere Auszeit sinnvoll, speziell auch dann, wenn der Körper njet sagt. Wenn der Kopf sich noch wehrt, entscheidet nicht selten der Körper, einen zum Selbstschutz erst einmal aus dem Verkehr zu ziehen …
Der Weg in einen möglichen Burnout beginnt oft schleichend. Anfangs haben Betroffene vielleicht Schlafprobleme, beobachten psychosomatische Beschwerden … der innere Akku wird immer leerer. Wichtig ist: Dieser Prozess muss nicht zum totalen Zusammenbruch, zur totalen seelischen und körperlichen Erschöpfung führen! In der Praxis erlebe ich, dass es durchaus Menschen gibt, die es schaffen, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen!
Was führt zu Burnout?
Zumindest bei den Menschen, mit denen ich arbeiten darf, geht es immer um mehr als einfach „zu viel“ Arbeit. Es ist in erster Linie – vereinfacht gesagt – die falsche Arbeit, vielleicht auch verbunden mit einem falschen Umfeld, einer wenig unterstützenden Führungskultur, oft gepaart mit viel Druck. Auch wenn der Begriff „Burnout“ den Eindruck erweckt, dass da jemand vorher für die Sache gebrannt hat, erlebe ich eher, dass er oder sie sehr viel Energie in die Arbeit gesteckt, eine große Anstrengung erlebt hat. Manchmal hat er/sie sich auch stark damit identifiziert, „dafür gebrannt“ wie wir sagen, häufiger fehlte aber diese innere Identifikation und genau das hat sie Situation zusätzlich erschwert. Im Coaching geht es dann u.a. gerade darum, herauszufinden, wofür man wirklich brennt!
„Es passt nicht (mehr), hat evtl. nie gepasst.“ Gerade leistungsstarke Menschen, die es gewohnt sind, zu powern und nach außen erfolgreich zu sein, die oft sogar als sog. Overachiever gelten, fällt es schwer, sich dies a) sich selbst gegenüber und b) anderen gegenüber einzugestehen. Sie fühlen sich dann oft regelrecht in der Falle: nach außen schauspielern sie und wirken sicher, nach innen sind sie zunehmend unsicher. Arbeit gegen Anerkennung Dritter … irgendwann merkt man: Das funktioniert nicht (mehr). Sich das einzugestehen, ist erstmal Schock. Selbstbild wankt. Maske abzunehmen erfordert Mut. Manchmal steht man gefühlt vor dem Nichts, manchmal spürt man aber auch eine große Befreiung: „Es“ ist falsch, nicht man selbst!
Oft merken es Angehörige oder Freude eher, sagen Dinge wie: „Du bist nicht mehr du selbst.“ Es ist alles andere als leicht, die berühmte „Reißleine“ zu ziehen. Wer es nicht rechtzeitig schafft, der kann in schlimmen Fällen irgendwann einen persönlichen Zusammenbruch erleben. Oft wegen – aus der Sicht anderer – Kleinigkeiten, möglicherweise verbunden mit Panikattacken, einer totalen Leere im Kopf oder auch plötzlichem Weinen… Was folgt, ist dann teilweise eine totale Erschöpfung, alles erscheint in dieser (vorübergehenden!) Phase sinnlos und extrem anstrengend. Dann ist erst einmal ärztliche und möglicherweise auch therapeutische Unterstützung wichtig. Ein Coach kann helfen, wenn es dem Betroffenen wieder besser geht.
Burnout aus medizinischer Sicht
Der Begriff Burn-out ist noch relativ jung. Er wurde erstmals 1974 von dem Psychologen Herbert Freudenberger als „Zusammenbruch aufgrund von Überarbeitung oder Stress“ erwähnt. Für Ärzte existiert Burnout hierzulande nicht als eigenständige Diagnose. Burnout gilt vielmehr als Zusatzdiagnose zur Depression. Es wird im ICD-10 unter dem Kürzel Z73 zusammengefasst. Z73 steht für „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Dort ist u.a. „Ausgebranntsein [Burn-out]“ als Inklusivum gelistet.
Dr. Manfred Nelting, der seit Jahrzehnten Burnout-Patienten behandelt, schreibt: „Es gibt kein allgemein verbindliches Persönlichkeitsprofil als Grundlage für eine Burnout-Erkrankung. Allen gemeinsam ist aber, dass ihnen vom Leben etwas abverlangt wird, was sie letztlich nicht bewältigen können, obwohl sie dies auf ihrem speziellen Weg wollten.“
Burnout aus meiner persönlichen Sicht als Coach
Meine Klienten, für die Burnout ein Thema ist, erleben meist eine subjektive Überforderung im Job. Diese führt zu permanentem Stress. Tragischerweise tritt sie besonders leicht bei leistungsstarken, selbstkritischen Menschen auf, die an sich selbst hohe Ansprüche stellen – gern mit einem Hang zum Perfektionismus. Auch wer ein besonders hohes Verantwortungsbewusstsein hat, läuft meiner Erfahrung nach Gefahr, nicht mehr ertragen zu können, dass er nicht mehr alles überblicken kann.
Viele meiner Klienten beschreiben gar ein grundsätzliches Gefühl, nicht mehr ins eigene Leben zu passen. Hier besteht aus meiner Sicht eine große Verwechslungsgefahr: Das heißt NICHT, dass man selbst nicht genügt, nicht gut genug ist, sondern einfach, dass es nicht passt, oft schon länger nicht mehr, vielleicht noch nie … Die Folge ist häufig zunächst eine Angst vor Ablehnung, vor Unverständnis, davor, als Leistungsträger plötzlich „Schwäche zu zeigen“ … manchmal kommen echte Existenzängste dazu …
Coaching als Unterstützung beim Weg aus dem Burnout
An diesem Punkt wichtig: Herausfinden, was für uns wirklich zählt und was wirklich gut für uns ist. Darüber Klarheit zu gewinnen, ist ein wichtiger Teil der – manchmal nicht nur – beruflichen Neuorientierung. Dazu gehört, die eigenen Stärken zu erkennen. Das gibt neue Kraft, lässt das oft angeschlagene Selbstvertrauen behutsam wieder wachsen. Für sich zu wissen: „Genau, so bin ich“, das tut gut. Im Coaching gehen wir dann in Ruhe dieser zentralen Frage nach: Welcher Job passt wirklich zu mir, meinen Stärken, Fähigkeiten, Bedürfnissen und Werten?
Dabei bekommt häufig auch die Sinnfrage Raum. Wer den Autopiloten ausschaltet, sich vom „Funktionieren müssen“ verabschiedet, der kann sich vergewissern, was ihm oder ihr wirklich wichtig ist. Oft ist das der Beginn eines erfüllteren, lebendigeren „neuen“ Lebens – bzw. Lebensabschnitts, in dem Arbeit in Einklang mit den eigenen Werten stattfindet und auch ein gesundem Maß einnimmt, so dass mehr Zeit für das „restliche“ Leben bleibt.
Rückblickend erleben viele meiner Klienten diese Phase als eine intensive Weiterentwicklung, als einen teils schmerzvollen, aber letztlich positiven und wichtigen Übergang … Man wird sich selbst klar(er) darüber, wer man ist, was man kann und braucht, was einem wichtig ist. So kann man die eigene Story möglicherweise ein Stück weit neu schreiben und v.a. aktiv in die Zukunft denken und das eigene Leben in die richtige Richtung steuern!
Als Beraterin und Coach habe ich schon viele Menschen unterstützt, die so massiv unter Ihrer Arbeitssituation litten, dass Sie einen Burnout befürchteten oder bereits erlitten hatten. Meine Erfahrung ist: Beide Erfahrungen können sehr schmerzhaft sein, und in beiden Fällen gibt es einen Weg in ein neues berufliches Leben, das wirklich zu einem passt!
Möchten Sie herausfinden, ob ein Coaching für Sie zum jetzigen Zeitpunkt das Richtige sein könnte? Dann lade ich Sie sehr gern zu einem kostenlosen Vorgespräch ein.