In den Fußstapfen der Eltern: Chancen und Risiken des beruflichen Erbes

Wie wichtig es ist, eine eigene berufliche Identität zu entwickeln

Nicht selten wählen erwachsene Kinder einen ähnlichen Berufsweg wie ihre Eltern. Doch beruflich in die Fußstapfen des Vaters oder der Mutter zu treten, birgt beides: Vorteile ebenso wie Nachteile. Im Coaching arbeite ich immer wieder mit Menschen, die sich viele Jahre zuvor für den Beruf ihrer Eltern entschieden haben – oder übrigens auch direkt dagegen (siehe unten). An dem Punkt, an dem wir darüber sprechen, ist die Tochter oder der Sohn häufig selbst schon 30, 40 oder 50 Jahre alt. Und denkt darüber nach, wie sie oder er den eigenen beruflichen Weg fortsetzen möchte …

Rückblickend zeigt sich dann häufig, dass man, wenn man sich für den elterlichen Beruf entscheidet, eine Medaille mit zwei Seiten übernimmt: die eine schimmert hell und weist darauf hin, dass manches leichter werden wird, doch dann gibt es da auch die dunklere Kehrseite, in der vieles fest geprägt erscheint – was bei einer echten Münze oder Medaille ja auch der Fall ist.

Kehren wir zurück zu der Formulierung „in den Fußstapfen der Eltern“. Dieses Bild ist in der Tat hilfreich, um sowohl die Vor- als auch die Nachteile zu veranschaulichen, die damit verbunden sind, wenn man sich für den Job entscheidet, den man von seinem Vater, seiner Mutter oder vielleicht auch Tante, Onkel oder weiteren nahen Verwandten gut zu kennen glaubt.

Aus dieser Fußstapfen-Metapher lässt sich so einiges ableiten:

1. Die Spuren sind schon da, dadurch ist es ggf. einfacher, diesen Weg zu gehen.

Im positiven Fall hat man als Kind und Jugendliche(r) über viele Jahre den beruflichen Werdegang der Eltern beobachtet, daher ist einem dieser Beruf schon vertraut und das Risiko, komplett falsche Vorstellungen davon zu haben, ist vergleichsweise gering. Man hat einen Informationsvorsprung, kennt also die positiven, aber auch die negativen Aspekte dieses Berufs, hat über die Jahre unzählige Gespräche darüber mitgehört, vielleicht schon einmal bei Vater oder Mutter gejobbt – und verfügt daher möglicherweise sogar über allererstes Fachwissen. Dies kann den Einstieg erleichtern.

Darüber hinaus haben die eigenen Eltern womöglich ein gewisses berufliches Netzwerk, können zu Beginn für Praktika oder sogar konkrete Stellen Kontakte vermitteln und ihr Kind in den ersten Berufsjahren als Mentorin oder Mentor unterstützen. Haben die Eltern einen eigenen Betrieb, ist denkbar, dass Sohn oder Tochter nicht nur denselben Beruf ergreift, sondern auch im Familienbetrieb arbeiten und ihn später ggf. übernehmen kann, so dass er – wie möglicherweise schon über eine oder mehrere weitere Generationen vor – „in der Familie“ bleibt.

Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus, dass Sohn oder Tochter – hoffentlich zumindest – bereits früh eine echte Begeisterung für diesen (oder eben auch EINEN) Beruf erlebt hat und für sich weiß, dass (diese) Arbeit durchaus auch Freude machen kann.

Aber das Bild mit den Fußstapfen der Eltern weist nicht nur auf die Chancen hin, sondern gibt bei näherer Betrachtung auch Hinweise auf die Risiken …

2. Die elterlichen Fußstapfen führen in eine bestimmte Richtung.

Dieser Aspekt ist zumindest ambivalent. Ganz wichtig ist daher, sich als Sohn oder Tochter zu fragen: Was sind meine persönlichen Ziele? In welche Richtung möchte ich langfristig gehen? Was ist mir wichtig? Um dann ehrlich zu prüfen: Passt der vorgezeichnete Weg hierzu? Stellt man an dieser Stelle fest, dass sich die Richtung, die man aus freien Stücken wählen würde, weitgehend mit derjenigen deckt, für die sich Vater oder Mutter entschieden haben: Glückwunsch!

Wird einem aber klar, dass es hier schon einen deutlichen Unterschied gibt – und dies sehe ich häufig bei meinen Klientinnen und Klienten – dann ist es erstens wichtig, dies nicht zu ignorieren, und zweitens zu schauen, was die Konsequenzen sind. Manchmal ist es z.B. durchaus sinnvoll, die ersten Schritte analog zu den Eltern zu gehen, sich dann aber (bildlich gesprochen) für eine andere Abbiegung zu entscheiden. Um ein Beispiel zu bringen: Die Tochter studiert genau wie der Vater Medizin, ihr Lebenstraum ist dann aber vielleicht nicht, als renommierte Ärztin eine gefragte Praxis zu haben, sondern sie nutzt ihr erworbenes Wissen, um ein Medizin-Startup zu gründen, Karriere in der Industrie zu machen oder als Fachjournalistin über medizinische Themen zu schreiben. An einem Punkt in ihrem Berufsleben steht sie dann also an einer Weggabelung und entscheidet sich für eine andere Option, geht ihren eigenen Weg. Manchmal passiert dies „fast von selbst“, in anderen Fällen erleben meine Klientinnen und Klienten hier zunächst Zweifel, innere Konflikte oder auch Auseinandersetzungen mit den Menschen, in deren Fußstapfen sie bisher gegangen sind und die diese Entscheidung zunächst nicht nachvollziehen können.

Spätestens dann ist es oftmals eine gute Idee, sich Unterstützung von außen zu holen, um diese Konflikte zu überwinden und überzeugt den Weg einschlagen zu können, der zu einem persönlich, den eigenen Stärken und Fähigkeiten, aber auch der eigenen Persönlichkeit und dem passt, was einem selbst wichtig ist.

Entscheidend ist dabei, sich über seine EIGENEN MOTIVE klar zu werden und sich zu überlegen, welche ASPEKTE des Erbes, der elterlichen Erfahrung man annehmen und weiterentwickeln möchte. Häufig stellt man fest: Es geht nicht um eine 100%ige Übernahme, und es gibt viel mehr Möglichkeiten als „ganz oder gar nicht“: Vielleicht möchte man nur bestimmte Aspekte des elterlichen Weges für den eigenen übernehmen. Das kann z.B. die Arbeit mit Menschen sein, eine kreative Tätigkeit, das Interesse für naturwissenschaftliche Zusammenhänge oder die Begeisterung für internationale Jobs, bei denen man eine Zeit im Ausland verbringen kann. So folgt man auch ein wenig der elterlichen Prägung, aber vielleicht auf eine ganz andere Art und Weise …

Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist folgender: Bei einer frühen Festlegung auf den elterlichen Beruf werden evtl. andere Optionen gar nicht erst betrachtet, sie rücken dann manchmal erst Jahre oder Jahrzehnte später in den Fokus. Hinzu kommt: Der Weg rein in den mütterlichen oder väterlichen Job oder gar die elterliche Firma kann leichter sein, der Weg raus aber dafür ist meist umso schwerer. Hier spielt fast immer die emotionale Komponente eine große Rolle: angefangen bei der Sorge, die geliebten Eltern zu enttäuschen oder zu verletzen bis hin zur Angst, Verrat an der Familientradition zu betreiben. Dabei ist wichtig, sich klarzumachen, dass eine Wahl, die sich für die Eltern bewährt hat, für Tochter oder Sohn nicht unbedingt richtig sein muss. Vielleicht passt sie nicht mehr – oder sie hat tatsächlich noch nie wirklich gut gepasst. Möglich ist, dass der älteren Generation(zunächst) das Verständnis fehlt, wenn das eigene Kind einen Punkt erreicht, an dem es sich beruflich neu orientieren und einen eigenen Weg beschreiten will.

3. Der Fußabdruck von Vater oder Mutter wirkt „zu groß“ – oder der eigene hat einfach eine andere Form.

Ist der Vater oder die Mutter sehr erfolgreich, möglicherweise in der Branche recht bekannt oder gar berühmt, dann kann dies auf die Vertreter der nächsten Generation durchaus abschreckend oder zumindest einschüchternd wirken. Ich kenne Fälle, in denen Menschen auch nach Jahren im Beruf den Eindruck haben, stets im Schatten von Mutter oder Vater zu stehen, in denen sie sich selbst fortwährend mit ihnen vergleichen – und womöglich auch von Dritten diesen Vergleich regelmäßig hören. Spätestens dann ist es wichtig, künftig nicht primär Vater oder Mutter als Vorbild nachzueifern, sondern bewusst auch ein eigenes, unabhängiges Profil zu entwickeln. Dabei geht es dann weder um ein „Besser“ noch um ein „Schlechter“, sondern vielmehr darum, dass man eben keine junge Kopie der Eltern ist, sondern sich natürlich ein Stück weit von ihnen unterscheidet. Was auch gut so ist – ohne dass dies die Wertschätzung für sie schmälern muss.

Geht man nicht nur in denselben Beruf, sondern tritt sogar ins Familienunternehmen ein, dann geht man häufig ein Stück des Weges gemeinsam. Verstehen sich die Familienmitglieder gut, kann dies für alle Beteiligten eine sehr schöne, von Vertrauen und gegenseitiger Anerkennung geprägte Erfahrung sein. Und die erfahrenen Älteren und die kraftvollen, motivierten Jüngeren können gemeinsam oft mehr bewirken als eine Generation allein.

Was ist wichtig, damit diese Phase und die anschließende Staffelübergabe von einer Generation auf die nächste gelingt? Hier spielen meiner Erfahrung nach mindestens diese Punkte eine wichtige Rolle:

1. Freiwilligkeit: Die Zusammenarbeit in einem Betrieb und eine spätere Übernahme sollte für beide Seiten wirklich freiwillig sein, ohne jeglichen auch noch so gut gemeinten Druck. Dies kann man dadurch unterstreichen, dass man bewusst zunächst probeweise zusammenarbeitet, um danach gemeinsam zu entscheiden, ob man dies dauerhaft machen möchte.

2. Erwartungen ehrlich aussprechen: Beide Generationen sollten sich vorher zusammensetzen und offen besprechen, was sie voneinander erwarten und sich voneinander wünschen.

3. Gemeinsame Ziele: Wohin soll es mit dem Unternehmen gehen? Soll/darf es weiterentwickelt werden und wenn ja in welche Richtung? Auch darüber sollte man sich frühzeitig austauschen – und den Weg tatsächlich nur dann miteinander gehen, wenn man weiß, dass man hier grundsätzlich ähnliche Vorstellungen hat.

4. Ein eigener Bereich, der zu einem passt: Sowohl Mutter oder Vater als auch Sohn oder Tochter sollte im Familienunternehmen einen eigenen Zuständigkeitsbereich haben, und zwar einen, in dem sie oder er die jeweiligen Stärken, Fähigkeiten und Talente zur Geltung bringen kann.

5. Zusammenarbeit auf Augenhöhe: Man sollte einander mit (mindestens) genauso viel Wertschätzung begegnen, wie es hoffentlich Menschen machen, die aus freien Stücken zusammen ein Unternehmen gründen oder bei denen einer in eine Firma „einsteigt“, die schon existiert.

Fazit: Ob es richtig ist, beruflich in die Fußstapfen der Mutter oder des Vaters zu treten – und wenn ja wie – lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt wie so häufig auf die beteiligten Menschen an. Entscheidet man sich dafür, dann ist meiner Einschätzung nach jedoch stets wichtig, dass man als Tochter bzw. Sohn trotzdem eine eigene berufliche Identität entwickelt, die zu einem persönlich passt. Dazu gehört, dass der eigene, der neue Anteil sichtbar und v.a. auch spürbar wird. In anderen Worten: Das eigene ist keine „Wiederholung“ des Berufslebens der Eltern, sondern eine eigene Ausprägung davon, man presst die eigenen Füße nicht in bestehende Fußstapfen – Verbiegen ist nie gesund -, sondern geht einen Weg, mit dem man sich selbst identifiziert.

Ich lade Sie ein, sich drei Impulsfragen hierzu zu stellen …

1. Klarheit über die eigenen Motive gewinnen: Warum habe ich mich (damals) dafür entschieden, in die Fußstapfen von Vater oder Mutter zu treten?
2. Eine eigene berufliche Identität entwickeln: Was macht mich als Schauspieler(in), Ärzt(in), Tischler(in), Lehrer(in) oder … aus?
3. Das eigene Potenzial nutzen: Was passt zu mir, meinen persönlichen Stärken, Talenten, Werten und Bedürfnissen? Und was folgt daraus für die nächste Etappe auf meinem beruflichen Weg?

Wie kann ich als Coach bei diesem Thema unterstützen?

Idealerweise überprüft man schon zu Beginn, ob es für einen persönlich richtig und sinnvoll ist, genau den oder auch einen ähnlichen Berufsweg wie Vater oder Mutter zu wählen oder später eben in das Familienunternehmen einzusteigen und den elterlichen Betrieb ggf. später sogar ganz zu übernehmen.

In der Praxis kommt ein Coach allerdings meist dann ins Spiel, wenn es irgendwo hakt, manchmal auch schon ein echter Leidensdruck da ist. Dann erarbeite ich im Coaching gemeinsam mit meiner Klientin oder meinem Klienten Lösungen, also stimmige Antworten auf die Frage, wie es gut weitergehen kann.

Konkret unterstütze ich u.a. dabei …

1. … die eigene Wahl zu überprüfen und zu schauen, was sich ändern lässt, damit’s – vereinfacht gesagt – wieder oder auch erstmals gut wird. Manchmal reichen schon vergleichsweise kleinere Veränderungen aus, damit es „passt“ und man doch (wieder) glücklich im Job ist. Eine Lösung kann dann sein, eine eigene Ausprägung des Berufs, ein persönliches Profil zu entwickeln. Um ein weiteres Bild zu verwenden: den Mantel der Eltern umschneidern, so dass er einem selbst wie angegossen passt, ihn also zu seinem eigenen zu machen … man bleibt dann in den Fußstapfen, gibt ihnen aber eine eigene Prägung.

2. … innere und ggf. auch äußere Konflikte konstruktiv zu lösen. Dies kann im Extremfall auch bedeuten, dass sich der Sohn / die Tochter an einem bestimmten Punkt im Leben doch dafür entscheidet, einen eigenen, neuen Weg zu gehen. Plakativ: Die Tochter der Schauspielerin beginnt ein Medizinstudium, der Sohn des berühmten Arztes folgt seinem künstlerischen Talent oder wird vielleicht auch Lehrer oder Tischler.

Im Coaching geht es dabei am Ende um das, worum es bei der Frage nach einer beruflichen Neuorientierung im Business Coaching auch bei vielen anderen Klientinnen und Klienten geht: Darum, den eigenen Kern zu erkennen und ihn von den äußeren Einflüssen zu trennen. Kennt man ihn, dann kann man für sich Klarheit über die entscheidende Frage gewinnen: Welcher berufliche Weg ab dem Punkt, an dem ich heute stehe, passt am besten zu mir, meinen Stärken und Talenten, meinen Werten, den eigenen Bedürfnissen und Wünschen? Und was kann ich konkret als nächstes tun, um dorthin zu gelangen?

Die Antworten versetzen einen in die Lage, das Steuer des eigenen (beruflichen) Lebens selbstbewusst in die Hand zu nehmen. Das zu ermöglichen, ist auf einer abstrakten Ebene das Ziel vieler beruflicher Coachings, bei denen sich Menschen ganz oder teilweise neu orientieren möchten. Auch bei denjenigen, die auf den ersten Blick nicht in die elterlichen Fußstapfen getreten sind, wird im Prozess ganz häufig erkennbar, dass die Jobs der Eltern und deren Erfahrungen im Berufsleben ihren eigenen beruflichen Weg ebenfalls mit geprägt haben, meist ist dies dann nur weniger offensichtlich. Manchmal untermauern solche Erfahrungen die eigenen Wünsche, z.B. ein positives Erleben von Selbständigkeit und Unternehmertum, in anderen Fällen schließen sie Optionen aus – etwa weil jemand in jungen Jahren erlebt hat, wie die Eltern um den Betrieb bangten und ihn am Ende verloren, oder weil jemand ein sehr schwieriges Verhältnis zu Vater oder Mutter hatte … und deren Beruf deswegen für sich ausschließt, um sich abzugrenzen. War der problematische Vater Lehrer oder die schwierige Mutter Anwältin, bedeutet es für die Tochter dann möglicherweise, dass sie sich nicht vorstellen kann, in einer Schule zu arbeiten oder Jura zu studieren … ganz einfach, weil diese Wahl subjektiv eine zu große Nähe bedeuten würde.

Übrigens, daran denkt man bei den Fußstapfen von Mutter und Vater vielleicht nicht als erstes, aber: Haben die eigenen Eltern einmal in ihrem Berufsleben erfolgreich eine Krise gemeistert, eine neue Abbiegung genommen, sich ein Stück weit oder ganz deutlich neu orientiert – dann erscheint diese Möglichkeit auch meinen Klientinnen und Klienten häufig viel näher und „machbarer“!

Zählen Sie zu den Menschen, die (ganz oder teilweise) beruflich in die Fußstapfen der Eltern getreten sind? Und stehen Sie deswegen vor einer Herausforderung, die Sie für sich lösen möchten? Oder möchten Sie aus anderen Gründen mehr Klarheit darüber gewinnen, wie die nächste Etappe auf Ihrem beruflichen Weg aussehen sollen?

Gern lade ich Sie zu einem kostenlosen Vorgespräch ein und finde mit Ihnen zusammen heraus, ob und auf welche Weise ich Sie als Coach und Sparringspartnerin dabei unterstützen kann!

Jetzt kostenloses Vorgespräch vereinbaren
2021-11-02T07:01:21+00:0029. Oktober 2021|

Kann Coaching Burnout verhindern?

Und wie kann Coaching von Burnout Betroffene unterstützen?

Auch als Coach begegnet mir das Thema Burnout in unterschiedlichem Maße regelmäßig bei meinen Klienten. Das überrascht erstmal nicht: Rund 50% aller Beschäftigten fühlen sich hierzulande von Burnout bedroht. Jeder Siebte sieht für sich selbst sogar die Gefahr, vollkommen „auszubrennen“. Das ergab eine Umfrage der pronova BKK, die das Ärzteblatt zitiert. Wenn es um typische Burnout-Symptome wie anhaltende Erschöpfung, innere Anspannung und Rückenschmerzen geht, dann nehmen sogar sechs von zehn Befragten diese gelegentlich bei sich wahr. Diese Zahlen zeigen, dass Burnout längst kein Randthema mehr ist. Coach oder nicht, fast jeder kennt in seinem Umfeld Menschen, die davon akut betroffen sind oder waren. Entscheidend ist, dass man dem Burnout nicht ausgeliefert ist, sondern für sich eine Weg raus aus dem Burnout findet – oder idealerweise sogar zuvor die Gefahr erkennt und aktiv handelt, um ihn doch noch zu verhindern.

Burnout und Coaching

Was bedeutet das für mich als Coach? Kann Coaching Burnout verhindern und ist ein Coaching bei Burnout sinnvoll? Ich komme mit dem Thema regelmäßig in zweierlei Hinsicht in Berührung:

  • Burnout vorbeugen: Eine rechtzeitige Neu- oder Umorientierung kann meiner Überzeugung nach Menschen, die davon bedroht sind, vor einem massiven Burnout schützen, also davor, dass sich ein akut empfundenes Leiden in einen echten Burnout wandelt. Viele Menschen kommen zu mir, da sie den Eindruck haben, bald in eine Erschöpfungsdepression bzw. in einen Burnout zu rutschen, wenn sie einfach so weitermachen.
  • Wiedereinstieg nach Burnout: Recht häufig arbeite ich auch mit Klienten, die nach einem Burnout zurück in einen Job wollen und die sich vorher neu orientieren möchten. Ihnen ist wichtig, sich eine neue berufliche Existenz aufzubauen. Nach dieser unschönen Erfahrung möchten sie jetzt nachhaltig gesund bleiben und das, was sie krank gemacht hat, in Zukunft zu verhindern. Häufig spüren sie eine gewisse Unsicherheit bzw. Angst bei der Rückkehr. Ganz wichtig ist in diesem Fall, herauszufinden und zu ändern, was einen krank gemacht hat!

Meine Erfahrung ist: Es tut Menschen nicht gut, sich über längere Zeit verbiegen zu müssen, gegen die eigenen Überzeugungen zu handeln oder eine Maske zu tragen. Wer schauspielern muss, ohne bei Film oder Theater beschäftigt zu sein, der erlebt dies fast immer als anstrengend. Es raubt Energie, dauert dies länger an, dann fühlt man sich zunehmend erschöpfter. Stoppt man diesen Prozess nicht rechtzeitig, indem man die Reißleine zieht, kann er zu immer deutlicheren Burnout-Symptomen führen. Selbst mit kleinsten Aufgaben fühlen sich akut Erkrankte dann oft überfordert …

Das Tragische dabei ist häufig: Um über die Situation zu reflektieren und sich möglicherweise neu zu orientieren, braucht man Zeit, Energie und einen „freien Kopf“. All das ist in einer akuten Situation Mangelware. Viele Menschen fühlen sich in dieser Situation gelähmt, manchmal regelrecht eingesperrt. Daher ist eine externe Unterstützung dann umso wichtiger, häufig ist parallel bzw. vorher auch eine kleinere oder größere Auszeit sinnvoll, speziell auch dann, wenn der Körper njet sagt. Wenn der Kopf sich noch wehrt, entscheidet nicht selten der Körper, einen zum Selbstschutz erst einmal aus dem Verkehr zu ziehen …

Der Weg in einen möglichen Burnout beginnt oft schleichend. Anfangs haben Betroffene vielleicht Schlafprobleme, beobachten psychosomatische Beschwerden … der innere Akku wird immer leerer. Wichtig ist: Dieser Prozess muss nicht zum totalen Zusammenbruch, zur totalen seelischen und körperlichen Erschöpfung führen! In der Praxis erlebe ich, dass es durchaus Menschen gibt, die es schaffen, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen!

Was führt zu Burnout?

Zumindest bei den Menschen, mit denen ich arbeiten darf, geht es immer um mehr als einfach „zu viel“ Arbeit. Es ist in erster Linie – vereinfacht gesagt – die falsche Arbeit, vielleicht auch verbunden mit einem falschen Umfeld, einer wenig unterstützenden Führungskultur, oft gepaart mit viel Druck. Auch wenn der Begriff „Burnout“ den Eindruck erweckt, dass da jemand vorher für die Sache gebrannt hat, erlebe ich eher, dass er oder sie sehr viel Energie in die Arbeit gesteckt, eine große Anstrengung erlebt hat. Manchmal hat er/sie sich auch stark damit identifiziert, „dafür gebrannt“ wie wir sagen, häufiger fehlte aber diese innere Identifikation und genau das hat sie Situation zusätzlich erschwert. Im Coaching geht es dann u.a. gerade darum, herauszufinden, wofür man wirklich brennt!

„Es passt nicht (mehr), hat evtl. nie gepasst.“ Gerade leistungsstarke Menschen, die es gewohnt sind, zu powern und nach außen erfolgreich zu sein, die oft sogar als sog. Overachiever gelten, fällt es schwer, sich dies a) sich selbst gegenüber und b) anderen gegenüber einzugestehen. Sie fühlen sich dann oft regelrecht in der Falle: nach außen schauspielern sie und wirken sicher, nach innen sind sie zunehmend unsicher. Arbeit gegen Anerkennung Dritter … irgendwann merkt man: Das funktioniert nicht (mehr). Sich das einzugestehen, ist erstmal Schock. Selbstbild wankt. Maske abzunehmen erfordert Mut. Manchmal steht man gefühlt vor dem Nichts, manchmal spürt man aber auch eine große Befreiung: „Es“ ist falsch, nicht man selbst!

Oft merken es Angehörige oder Freude eher, sagen Dinge wie: „Du bist nicht mehr du selbst.“ Es ist alles andere als leicht, die berühmte „Reißleine“ zu ziehen. Wer es nicht rechtzeitig schafft, der kann in schlimmen Fällen irgendwann einen persönlichen Zusammenbruch erleben. Oft wegen – aus der Sicht anderer – Kleinigkeiten, möglicherweise verbunden mit Panikattacken, einer totalen Leere im Kopf oder auch plötzlichem Weinen… Was folgt, ist dann teilweise eine totale Erschöpfung, alles erscheint in dieser (vorübergehenden!) Phase sinnlos und extrem anstrengend. Dann ist erst einmal ärztliche und möglicherweise auch therapeutische Unterstützung wichtig. Ein Coach kann helfen, wenn es dem Betroffenen wieder besser geht.

Burnout aus medizinischer Sicht

Der Begriff Burn-out ist noch relativ jung. Er wurde erstmals 1974 von dem Psychologen Herbert Freudenberger als „Zusammenbruch aufgrund von Überarbeitung oder Stress“ erwähnt. Für Ärzte existiert Burnout hierzulande nicht als eigenständige Diagnose. Burnout gilt vielmehr als Zusatzdiagnose zur Depression. Es wird im ICD-10 unter dem Kürzel Z73 zusammengefasst. Z73 steht für „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Dort ist u.a. „Ausgebranntsein [Burn-out]“ als Inklusivum gelistet.

Dr. Manfred Nelting, der seit Jahrzehnten Burnout-Patienten behandelt, schreibt: „Es gibt kein allgemein verbindliches Persönlichkeitsprofil als Grundlage für eine Burnout-Erkrankung. Allen gemeinsam ist aber, dass ihnen vom Leben etwas abverlangt wird, was sie letztlich nicht bewältigen können, obwohl sie dies auf ihrem speziellen Weg wollten.“

Burnout aus meiner persönlichen Sicht als Coach

Meine Klienten, für die Burnout ein Thema ist, erleben meist eine subjektive Überforderung im Job. Diese führt zu permanentem Stress. Tragischerweise tritt sie besonders leicht bei leistungsstarken, selbstkritischen Menschen auf, die an sich selbst hohe Ansprüche stellen – gern mit einem Hang zum Perfektionismus. Auch wer ein besonders hohes Verantwortungsbewusstsein hat, läuft meiner Erfahrung nach Gefahr, nicht mehr ertragen zu können, dass er nicht mehr alles überblicken kann.

Viele meiner Klienten beschreiben gar ein grundsätzliches Gefühl, nicht mehr ins eigene Leben zu passen. Hier besteht aus meiner Sicht eine große Verwechslungsgefahr: Das heißt NICHT, dass man selbst nicht genügt, nicht gut genug ist, sondern einfach, dass es nicht passt, oft schon länger nicht mehr, vielleicht noch nie … Die Folge ist häufig zunächst eine Angst vor Ablehnung, vor Unverständnis, davor, als Leistungsträger plötzlich „Schwäche zu zeigen“ … manchmal kommen echte Existenzängste dazu …

Coaching als Unterstützung beim Weg aus dem Burnout

An diesem Punkt wichtig: Herausfinden, was für uns wirklich zählt und was wirklich gut für uns ist. Darüber Klarheit zu gewinnen, ist ein wichtiger Teil der – manchmal nicht nur – beruflichen Neuorientierung. Dazu gehört, die eigenen Stärken zu erkennen. Das gibt neue Kraft, lässt das oft angeschlagene Selbstvertrauen behutsam wieder wachsen. Für sich zu wissen: „Genau, so bin ich“, das tut gut. Im Coaching gehen wir dann in Ruhe dieser zentralen Frage nach: Welcher Job passt wirklich zu mir, meinen Stärken, Fähigkeiten, Bedürfnissen und Werten?

Dabei bekommt häufig auch die Sinnfrage Raum. Wer den Autopiloten ausschaltet, sich vom „Funktionieren müssen“ verabschiedet, der kann sich vergewissern, was ihm oder ihr wirklich wichtig ist. Oft ist das der Beginn eines erfüllteren, lebendigeren „neuen“ Lebens – bzw. Lebensabschnitts, in dem Arbeit in Einklang mit den eigenen Werten stattfindet und auch ein gesundem Maß einnimmt, so dass mehr Zeit für das „restliche“ Leben bleibt.

Rückblickend erleben viele meiner Klienten diese Phase als eine intensive Weiterentwicklung, als einen teils schmerzvollen, aber letztlich positiven und wichtigen Übergang … Man wird sich selbst klar(er) darüber, wer man ist, was man kann und braucht, was einem wichtig ist. So kann man die eigene Story möglicherweise ein Stück weit neu schreiben und v.a. aktiv in die Zukunft denken und das eigene Leben in die richtige Richtung steuern!

Kommen wir zurück zur Ausgangsfrage: Kann Coaching Burnout verhindern? Aus meiner Erfahrung möchte ich so antworten: Coaching kann dabei unterstützen, rechtzeitig, „das Ruder herumzureißen“, bevor ein ernsthafter Burnout entsteht. Und sollte einem dieses Erlebnis nicht erspart worden sein, so kann es nach einem Burnout auf dem Weg „zurück“ oder besser „nach vorn“ in ein neues, gesünderes Leben, in dem man sich und seine Bedürfnisse besser kennt und ernst nimmt, ein wichtiger Baustein sein.

Als Beraterin und Coach habe ich schon viele Menschen unterstützt, die so massiv unter Ihrer Arbeitssituation litten, dass Sie einen Burnout befürchteten oder bereits erlitten hatten. Meine Erfahrung ist: Beide Erfahrungen können sehr schmerzhaft sein, und in beiden Fällen gibt es einen Weg in ein neues berufliches Leben, das wirklich zu einem passt!

Möchten Sie herausfinden, ob ein Coaching für Sie zum jetzigen Zeitpunkt das Richtige sein könnte? Dann lade ich Sie sehr gern zu einem kostenlosen Vorgespräch ein.

Jetzt kostenloses Vorgespräch vereinbaren
2020-04-19T06:38:55+00:0020. Oktober 2019|

Berufliche Neuorientierung: Drei beliebte Irrtümer rund um den Richtungswechsel im Job

Sie denken über einen beruflichen Neustart nach? Vorsicht vor diesen unnötigen Hürden im Kopf!

Frustration im aktuellen Job und der Wunsch, sich beruflich neu zu orientieren – oder überhaupt erst einmal zu schauen, ob eine berufliche Neuorientierung des Richtige für einen ist – ist für viele meiner Klientinnen und Klienten der Grund, warum sie ins Coaching kommen. „Unzufrieden“ ist dabei noch die mildeste Formulierung, die ich höre. Viele sind schon länger unglücklich und fühlen sich ausgebrannt, manche hat die jetzige Arbeit sogar krank gemacht. Oder sie befürchten, dass sie kurz vor einem Burnout stehen und möchten rechtzeitig die Reißleine ziehen.

Immer wieder stelle ich fest, dass es rund um das Thema „berufliche Neuorientierung“ viele Ängste, Missverständnisse und Irrtümer gibt. Drei der beliebtesten Irrtümer möchte ich in diesem Beitrag einmal näher beleuchten. Und sie damit aus dem Weg räumen.

1. Irrtum: Neuorientierung heißt, man fängt im neuen Beruf wieder bei null an. Alles, was man sich erarbeitet hat, ist wertlos.

Diese Behauptung ist so einfach nicht richtig. Auch wenn genau dieser Beruf oder z.B. auch die Branche neu ist – viele berufliche Erfahrungen sind übertragbar. Und die berühmten Soft Skills werden überall gebraucht. Wer sie mitbringt, hat es auch im neuen Job leichter. Quereinsteiger werden oft gerade wegen der Kombination aus vorhandenem, übertragbarem Wissen und ihrer frischen, anderen Sichtweise und der Erfahrungen geschätzt, die sie von ihrem bisherigen Arbeitsplatz oder aus einer anderen Branche mitbringen.

Manchmal passt der Terminus „Umorientierung“ daher auch viel besser als „Neuorientierung“. Wenn es den Begriff gäbe, würde ich am liebsten von „Weiterorientierung“ sprechen: Man steht an einem bestimmten Punkt, hat seine bisherigen Erfahrungen „im Rucksack“ dabei und überlegt jetzt, eine frische Abbiegung auf dem persönlichen Weg zu nehmen …

Meine Erfahrung ist, dass es für meine Klienten häufig wichtig war, den eigenen Weg bis hierher genau so gegangen zu sein, um für sich das gelernt zu haben, was sie nun wissen – auch über sich persönlich. Beispielsweise, wie wichtig es ihnen ist, dass bestimmte Werte auch bei der Arbeit gelebt werden und man wertschätzend miteinander umgeht. Diese Klarheit macht den Jobwechsel dann oft notwendig!

Schon als Kind hat wohl jeder von uns gelernt: Aus Bausteinen lässt sich vielerlei bauen. Und so kann man auch aus „Erfahrungsbausteinen“ viele unterschiedliche Jobs bauen. Wichtig ist: Diese Bausteine sind da! Man muss nicht alle davon nutzen, aber es wäre schlicht und einfach falsch, sie alle als wertlos zu betrachten.

Und wie früher bei den bunten Klötzchen gilt auch jetzt: Kreativität, Erfahrung und Phantasie sind wichtig, um etwas Neues zu erschaffen. Das lässt sich auf neue Jobideen und Tätigkeitsprofile übertragen. Coaching kann dabei helfen, die Blöcke überhaupt erst einmal sichtbar zu machen, das eigene Wissen und die bisherigen Erfahrungen ebenso wie persönliche Stärken, Werte und Bedürfnisse … so kann man dann sicherstellen, dass das „Neue“ zu dem Menschen passt!

Übrigens: Neuorientierung ist nicht nur für Angestellte, sondern auch für viele Selbständige ein Thema. Die Frage ist dann häufig: Wie kann ich in einer Krise die eigene Firma neu ausrichten? Für Unternehmen bietet eine Umorientierung ebenfalls viele Chancen, beispielsweise auch im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Ob als Einzelperson oder als Firma, ein Schlüssel zur Umorientierung ist, das Bewährte sichtbar zu machen und dann in einen neuen Zusammenhang zu stellen. Dort wird es dann plötzlich viel mehr geschätzt!

2. Irrtum: Ein Berufswechsel ist nichts für Menschen über 30, 40, 50 Jahre

Dieser Irrtum ist ein Klassiker: Viele Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten, sind der Meinung, dass sie dafür leider „zu alt“ seien. Ein Berufswechsel mit 50, vielleicht auch ein beruflicher Neustart mit 40 oder sogar mit 30, das erscheint manchen einfach schon zu spät. Aber das ist Quatsch! Die Lebensarbeitszeiten steigen. Wer gesund bleibt, hat heute selbst mit 50 noch 15 bis 20 Berufsjahre vor sich. Diese kann er oder sie entweder unglücklich verbringen oder auch erfüllt erleben. Es lohnt sich also, sich bewusst zu überlegen, wie man diese Zeit nutzen möchte.

So ist beispielsweise der 50. Geburtstag für viele Menschen eine Gelegenheit, sowohl zurück als auch nach vorn zu blicken. Ich erlebe, dass auch immer mehr Menschen ab diesem Alter beruflich Lust auf neue Herausforderungen haben. Anstatt die Jahre bis zum Ruhestand zu zählen, denken sie über einen Berufswechsel oder einen echten beruflichen Neuanfang nach und suchen sich daraufhin gezielt neue Tätigkeitsfelder. Häufig kann man Entscheidungen in diesem Alter gefühlt freier treffen. Anders als in jungen Jahren muss man sich beispielsweise auch den eigenen Eltern gegenüber nicht für die Jobwahl rechtfertigen.

Während es vor ein oder zwei Generationen noch normal war, den einmal gewählten Beruf ein Leben lang auszuüben, häufig sogar im selben Unternehmen, wird dies heute immer mehr die Ausnahme. Ein beruflicher Neustart bzw. Berufswechsel mit 40 oder 50 Jahren wird immer normaler. Ein Indiz dafür ist, dass es viele Berufsbezeichnungen, die sich heute in Stellenbörsen finden, vor fünf oder zehn Jahren noch gar nicht gab. Wer sich darauf bewirbt und nicht direkt von der Uni oder aus der Ausbildung kommt, der hat sich in seinem Berufsleben weiterentwickelt und übt jetzt einen – zumindest ein Stück weit – neuen Beruf aus.

Hinzu kommt, dass wir Menschen uns im Laufe unseres Lebens verändern. Daher ist eine Neuorientierung mit einem Jobwechsel in einen ganz anderen Bereich in späteren Jahren sogar wahrscheinlicher, weil man dann einfach mehr über sich weiß und darüber, was einem wirklich wichtig ist. So wird es beispielsweise auch mit fortschreitendem Lebensalter für viele immer wichtiger, dass der eigene Job sinnvoll ist, dass er zu den eigenen Werten passt und man damit einen – größeren oder kleineren – Beitrag dazu leisten kann, was einem persönlich am Herzen liegt.

Was einen Neustart mit vierzig oder fünfzig speziell auch für Frauen, aber auch für immer mehr Männer leichter macht, ist noch etwas anderes:  Die gefühlten Verpflichtungen, aber auch der Lebensfokus wandeln sich, wenn die Kinder selbständiger werden oder aus dem Haus sind. Viele erleben, dass ein beruflicher Neustart in der sogenannten „zweiten Lebenshälfte“ viel besser zu ihnen passt als Resignation oder innere Kündigung. Sie möchten die freiwerdende Energie gezielt in etwas Neues lenken und nach den Kindern nun bewusst auch wieder für sich selbst die Verantwortung übernehmen … berufliche Erfüllung wird dann neben dem reinen Geldverdienen ein wichtiges Ziel.

Zugegeben, die eigenen Erfahrungen sind ein Plus, gleichzeitig kann man sich nicht darauf ausruhen. Viele der momentan besonders stark nachgefragten Fähigkeiten und Qualifikationen gab es vor zehn oder 15 Jahren noch gar nicht. Es gilt daher unabhängig vom Alter, das eigene Wissen auf dem neuesten Stand zu halten bzw. zu bringen und möglicherweise auch in Eigenregie neue Kenntnisse zu erwerben. Es kann also sinnvoll sein, sich für den Berufswechsel zusätzlich zu den Bausteinen, die man aus der bisherigen beruflichen Biografie mitbringt, gezielt einige neue anzueignen. Die kann man identifizieren und sich dann beispielsweise über gezielte Fortbildungen zulegen.

3. Irrtum: Wer sich beruflich neu orientiert, geht ein hohes Risiko ein

Da bin ich anderer Meinung. Unausgesprochen bedeutet dies ja, dass das Risiko geringer sei, wenn man alles beim Alten lässt und einem Jobwechsel aus dem Weg geht. Ein hohes gesundheitliches Risiko geht aber beispielsweise ein, wer in einem Job bleibt, obwohl er frustriert ist und dort möglicherweise regelrecht leidet! (Stichwort Burnout) Wenn einem der momentane Job mehr und mehr widerstrebt, es gerade nach einem Urlaub oder dem Wochenende immer mehr Kraft kostet, sich aufzuraffen, dann sind dies Warnsignale. Ein unbefristeter Vertrag mit ordentlichem Gehalt kann sich dann fast wie ein Gefängnis anfühlen. Der entscheidende Unterschied zum echten „Knast“: Dieses Gefängnis kann man verlassen, wenn man es möchte! So kann man das gesundheitliche Risiko reduzieren.

Teilweise wächst auch das wirtschaftliche Risiko, wenn man sich nicht verändert: Was ist, wenn der eigene Arbeitgeber in eine wirtschaftliche Schieflage gerät? Eine Umorientierung ist nicht automatisch mit finanziellen Einbußen verbunden. Wer sich z.B. für den Schritt in die Selbständigkeit entscheidet, verdient u.U. durch den beruflichen Neustart nach einer Anlaufphase sogar mehr.

Dennoch gilt: Es ist wichtig, einen gesunden Respekt vor einer Neuorientierung zu haben, sorgfältig zu reflektieren und zu recherchieren, um dann die Entscheidung mit Bedacht zu treffen. So kann man das Risiko zwar nicht auf Null senken, aber einigermaßen begrenzen.

Viele der Menschen, mit denen ich im Coaching arbeite, haben ein gemeinsames Ziel: Endlich wieder – oder erstmals überhaupt – am Montag mit Freude zur Arbeit gehen oder an den Ort, den sie sich selbst aufgebaut haben. Viele Klientinnen und Klienten zwischen Mitte 20 und Ende 50 habe ich bereits auf diesem Weg unterstützt. Das Schöne: So gut wie immer ist eine Neuorientierung möglich! Für einige reichen schon kleinere Schritte wie ein Jobwechsel in eine andere Firma, für andere ist eine große Veränderung mit einem kompletten Berufswechsel genau das Richtige. Übrigens, ganz häufig erlebe ich, dass es meinen Klientinnen und Klienten schon dann deutlich besser geht, wenn sie begonnen haben, sich auf den Weg zu machen …

Denken auch Sie darüber nach, beruflich einen neuen Weg einzuschlagen? Dann kommt Ihnen möglicherweise der eine oder andere Gedanken in diesem Beitrag bekannt vor? Ich hoffe, ich konnte Ihnen zeigen: Diese Irrtümer entsprechen nicht der Realität. Sie müssen Sie daher auch nicht länger davon abhalten, sich näher damit auseinanderzusetzen, ob eine berufliche Neuorientierung das Richtige für Sie ist – oder wie sie ganz konkret aussehen könnte.

Als Beraterin und Coach habe ich schon viele Menschen, die unglücklich im Job waren, dabei unterstützt, sich beruflich neu zu erfinden. Meine Erfahrung ist: In den allermeisten Fällen lohnt es sich!

Möchten Sie herausfinden, ob ich die Richtige bin, um Sie beim Jobwechsel, Berufswechsel oder einem echten Neustart zu begleiten? Dann lade ich Sie sehr gern zu einem kostenlosen Vorgespräch ein.

Jetzt kostenloses Vorgespräch vereinbaren
2020-04-19T06:38:56+00:0011. August 2019|

You decide about your Story: Die Kraft der eigenen Geschichte

Warum die eigene Lebensgeschichte nicht nur im Coaching bedeutsam ist

„Du entscheidest über deine Geschichte.“ Oder „You decide about your story.” Egal in welcher Sprache: Dies ist für mich ein ganz wichtiger Satz.

Ich habe festgestellt, dass in dieser Aussage, so einfach sie auf den ersten Blick auch wirken mag, ganz viel steckt – bzw. dass man sehr viel daraus schöpfen kann. Dies habe ich für mich persönlich erlebt, aber auch bei vielen meiner Klientinnen und Klienten beobachtet. Deswegen widme ich diesem Satz heute einen eigenen Blog-Beitrag.

„You decide about your story“ verweist für mich zum einen auf die Freiheit, die die allermeisten von uns haben. Gleichzeitig spricht er auch die Verantwortung an, die sich für uns daraus für unser eigenes Leben ergibt.

Wenn wir unsere eigene Lebensgeschichte, unsere berufliche Biografie oder auch – als Unternehmerin oder Unternehmer – die eigene Firmengeschichte anschauen, dann stecken wir in der Story, um die es geht, gerade mittendrin. Wichtig ist dabei: Diese Geschichte hat zwei Teile. Einer liegt in der Vergangenheit und einer in der Zukunft. Über beide können wir entscheiden: „You decide about your story“, gilt für beide Blickrichtungen, für das was war und das was in Zukunft passieren wird.

Ja, auch für den Teil unserer Lebensgeschichte, der in der Vergangenheit spielt, können wir heute aktiv entscheiden, wie unsere Story lautet. Dabei geht es nicht darum, dass wir uns eine fiktive Geschichte ausdenken und uns und anderen etwas vormachen oder gar vorlügen. Sondern es geht darum, dass eine Story immer subjektiv ist.

Je nachdem, wie wir die objektiven Fakten interpretieren, was wir betonen und was wir weglassen, für welchen roten Faden in der Geschichte wir uns also entscheiden, kann unsere Story ganz unterschiedlich lauten. Sie wird sich für uns auch anders anfühlen. Und entsprechend anders wird diese Story dann vermutlich auch in der Zukunft weitergehen …

Machen wir einen kurzen Exkurs in die Filmwelt: Vielleicht haben Sie schon einmal gehört, dass bei einem Film zwischen dem Plot und der Storyline unterschieden wird. Der Plot beschreibt die vordergründige Aneinanderreihung von Ereignissen – dies wäre in unserem Fall der Lebenslauf mit all seinen Daten und Fakten oder die chronologische Unternehmensgeschichte. In der Story geht es jedoch um das Leitmotiv und die Gefühle des Helden. Hier stehen Kopf und Herz im Mittelpunkt, eine Geschichte vergisst man nicht so leicht.

Lernen wir jemanden kennen und erzählen ihm aus unserem Leben, dann schildern wir ihm oder ihr unsere persönliche Story, nicht den Plot unseres Lebens. Wenn wir nicht gerade in einem Vorstellungsgespräch sitzen, geht meist nicht um eine vollständige Auflistung von Jahreszahlen und Ereignissen, sondern darum, was uns bislang wichtig war und heute wichtig ist, und auch um die Emotionen, die wir dabei erlebt haben. Unser persönliches WARUM hat bei der Auswahl der Dinge, die wir erwähnen, einen wichtigen Anteil.

Übrigens haben Geschichten in den letzten Jahren auch in die Unternehmens­kommunikation verstärkt Einzug gehalten. Dies hängt mit der starken Wirkung von echten Stories zusammen. Wir Menschen lieben seit jeher gute Geschichten, sie transportieren Emotionen, sie können uns Kraft geben und inspirieren. Storytelling ist ein wirkungsvoller und inzwischen ein sehr beliebter Ansatz im Marketing und in der PR vieler erfolgreicher Firmen von Siemens über Apple bis hin zu Google.

Die „Zutaten“ einer guten Story sind dabei – da sind sich alle einig: ein Grund, warum sie erzählt werden (hier kommt wieder unser persönliches WARUM ins Spiel, ein Held (ja, das sind wir!), ein Konflikt sowie Emotionen.

Konflikte gehören somit nicht nur dazu, ein Konflikt sogar zentral für eine Story. Auch für Ihre persönliche Geschichte sind die Wendepunkte, die Krisen und Weichenstellungen also ganz wichtig. Steckt man mittendrin, mag man sich oft eine stabile „langweilige“ Phase wünschen, aber erst mit diesen Punkten und deren Lösung entwickeln wir uns weiter und können wachsen.

Entscheidend ist dabei: Können wir die Krise als Möglichkeit zur Weiterentwicklung, als Übergang zu einem neuen positiven Kapitel sehen?

Wollen Sie Ihrer persönlichen Story auf den Grund gehen, lohnt es sich, einmal für sich diese Fragen zu beantworten:

  • Welche zentralen Wendepunkte, Krisen und Konflikte gab es bisher in Ihrem Leben
  • Wie ging es Ihnen damals? Was haben Sie gefühlt und warum?
  • Haben Sie sich eher als handelnder Akteur erlebt oder als passives „Opfer“ der Umstände? Falls Sie sich bislang eher passiv erlebt haben: Was passiert, wenn Sie testweise die Geschichte einmal so formulieren, dass Sie etwas aktiv (wenn vielleicht auch unbewusst) entschieden haben? Die Entscheidung kann dabei übrigens auch darin bestehen, einen Weg nicht zu gehen, etwas nicht zu tun.
  • Was haben Sie an diesem Punkt in Ihrem Leben mitgenommen?
    • Was war an dieser Stelle wichtig und hat Ihnen geholfen?
    • Wofür sind Sie möglicherweise dankbar?
    • Was war hinterher anders?
    • Welches „Learning“, welche Stärke oder welche Fähigkeit hat seitdem einen festen Platz in Ihrem „persönlichen Rucksack“?
    • Übrigens, meist haben wir uns an eine bestimmte Einordnung bzw. Deutung von Ereignissen gewöhnt. Dies war allerdings häufig eine (unbewusste) Entscheidung unter mehreren Alternativen. Und die könnten wir ggf. auch heute noch anders treffen!Die Story eines jeden Menschen – und auch eines jeden Unternehmens – sagt viel über unsere eigene Identität, unser eigenes Selbstverständnis aus. Sie hilft uns dabei, zwei grundlegende, persönliche Fragen zu beantworten: Wer bin ich? Und warum bin ich hier?

Es lohnt sich, sich die eigene Geschichte zu erzählen und sich bewusst für eine „stimmige“ Story zu entscheiden! Von einer starken Story geht eine Kraft aus, die einen für den weiteren Weg motiviert. Sie schärft den Fokus (manchmal gibt sie auch überhaupt erst einen), sie hilft tagtäglich dabei, unter mehreren Alternativen die „richtige“ Option zu erkennen, sie gibt einem Mut und Sicherheit für die vielen kleinen und manchen großen Entscheidungen auf dem weiteren Weg. Sie ist damit u.a. auch ein wirksames Mittel gegen Zögern, Blockieren und Verzetteln.

Klar ist: Natürlich haben wir nicht allein Einfluss auf unsere Story. Auch die Rahmenbedingungen, andere Menschen etc. sind hierfür wichtig. Die Interpretation der bisherigen Story und unsere Entscheidungen in Bezug auf unsere künftige Geschichte, die gehören jedoch uns selbstWir können Sie gestalten und wir sind dafür verantwortlich. Meine Erfahrung ist: Wer seine Story aktiv formuliert und sich klar für sie entschieden hat, der wird automatisch schneller und fühlt sich sicherer nach vorn und gekräftigt nach hinten.

Übrigens, häufig ist es leichter, sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen und besonders auch neue Sichtweisen zu entdecken und sie neu zu interpretieren, wenn man dabei einen anderen Menschen als Sparringspartner(in) an seiner Seite hat. Daher ist die Entscheidung über die eigene Story auch immer wieder ein wichtiges Thema in meinen Coachings.

 „You decide about your Story“: Das Wichtigste in Kürze

  • Wir entscheiden bewusst über unsere bisherige Lebensgeschichte. Es sind fast immer mehrere „rote Fäden“ möglich, je nachdem, wie wir die Ereignisse der Vergangenheit interpretieren und in welchen Kontext wir sie setzen.
  • Auch über unsere künftige Story entscheiden wir – nicht komplett allein, denn es kommt natürlich auch auf die Rahmenbedingungen und andere Menschen an –, aber wir haben meist einen großen Anteil daran.
  • Treffen wir diese Entscheidungen aktiv, so stärkt uns dies, es gibt Sicherheit und einen klaren Fokus.
  • Als Unternehmer tun wir gut daran, diese unsere Story jetzt auch gezielt mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden teilen. Im „Storytelling“ passiert dies häufig in Form von exemplarischen Geschichten (dies ist wiederum ein eigenes Thema!)
 Drei Fragen zum Abschluss …

  • Wie lautet Ihre eigene Geschichte?
  • Was meinen Sie, wäre es möglich, Sie auch ganz anders zu formulieren?
  • Wenn Sie es sich wünschen können: Wie soll Ihre eigene Story weitergehen?

Wenn Sie sich weiter damit beschäftigen möchten, melden Sie sich sehr gern!

Jetzt kostenloses Vorgespräch vereinbaren

Zum Weiterlesen: Weitere Beiträge rund um Entscheidungen

2020-04-19T06:38:57+00:007. Januar 2019|

Frische Antworten: Interview zur beruflichen Neuorientierung

Menschen entscheiden sich aus ganz unterschiedlichen Gründen für ein Coaching. Relativ viele meiner Klienten sind unglücklich in ihrem Job und möchten sich beruflich neu orientieren. Daher bekomme ich zu diesem Thema immer recht viele Fragen.

Ich habe mich entschieden, diese einmal zu bündeln und ausführlich zu beantworten. Das Ergebnis lesen Sie jetzt hier im Interview (Link)!

Beraterin für den beruflichen Neustart
2020-04-19T06:38:57+00:007. September 2018|