Luft für Neues: Wie kann man parallel zum Bestehendem etwas Neues starten?
Und zwar so, dass das neue Projekt, der neue berufliche Schwerpunkt oder auch das neue Hobby eine echte Chance hat?
Im Coaching geht es häufig darum, Neues zu entwickeln. Manchmal haben meine Klienten einen harten Cut hinter sich – selbst- oder fremdbestimmt – bzw. er steht bevor, manchmal haben sie aber auch einfach Lust auf etwas Neues, das sie sich zunächst als weitere Säule aufbauen möchten, ohne das Bisherige aufzugeben. Das heißt, das „Alltagsgeschäft“ bzw. das „normale Leben“ soll parallel dazu weitergehen.
Viele erleben allerdings in dieser Situation etwas Frustrierendes: Wenn der erste Enthusiasmus verflogen ist, hat es das neue Pflänzchen im Alltag nicht leicht, genug Luft, Zeit und Aufmerksamkeit zu bekommen. Manchmal droht es gar wieder zu verkümmern, bevor es richtig sichtbar werden konnte, in anderen Fällen entwickelt es sich zumindest nicht so schön und zügig, wie man es sich wünscht. Vielleicht kommt Ihnen das selbst bekannt vor oder Sie haben es schon einmal bei jemandem aus Ihrem Umfeld beobachtet? Diese Erfahrung kann recht enttäuschend sein. Und auch wenn sie recht verbreitet ist, ist sie doch häufig unnötig und vermeidbar!
Was kann man also tun, um etwas Frisches parallel zum Vorhandenen erfolgreich zu starten?
Hierzu habe ich aus meiner Erfahrung hier einmal fünf Empfehlungen zusammengestellt …
1. Klarheit über drei Ws
Zuallererst ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, was genau man eigentlich anfangen möchte. Das klingt für Sie banal? Dann ist es in Ihrem Fall vielleicht schon glasklar – und das ist super. Mein Tipp: Formulieren Sie es trotzdem noch einmal für sich, gern auch schriftlich in wenigen Sätzen. Mit dem „Was“ haben Sie dann schon das erste „W“ abgehakt.
Das zweite „W“ weist auf das „Warum“ hin: Damit wir an etwas Neuem dranbleiben, muss es uns schon wichtig sein. Und diese Wichtigkeit leitet sich davon ab, warum wir es machen möchten. Theoretisch kann es sein, dass Sie für sich zwar ein klares „Was“, aber nur ein schwaches „Warum“ benennen kann. Sollte dies so sein, dann lohnt es sich zu überdenken, ob man genau das, worum es geht, überhaupt beginnen möchte … Ein starkes „Warum“ ist meiner Erfahrung nach sehr wichtig. Man braucht es beispielsweise auch, um einen später über Schwierigkeiten und Durststrecken hinwegzutragen, die bei fast allen Vorhaben irgendwann einmal auftauchen.
Nehmen wir an, auch das „Warum“ ist klar und stark. Dann weiter zum dritten „W“: Hier geht es nochmals um ein „Was“, jetzt aber darum, was man braucht, um tatsächlich loslegen zu können. Nehmen Sie sich Zeit, um diese Ressourcen wirklich zu benennen bzw. vielleicht auch erst einmal zu recherchieren. Je nachdem, was man starten möchte, können dafür ganz unterschiedliche Dinge – von Wissen über finanzielle Mittel bis hin zu einer bestimmten Ausrüstung oder banalen Hilfsmitteln notwendig sein. Am besten machen Sie eine Liste! Immer ist aber eine Zutat dabei, ohne die es nicht geht: ZEIT!
Seien Sie ehrlich zu sich: Wie viele Stunden pro Woche, Tage pro Monat oder … brauchen Sie mindestens, um das Neue zu beginnen und damit Fahrt aufnehmen zu können, so dass Sie Fortschritte sehen und mit Freude dabeibleiben können? Wenn man parallel Bestehendes fortführen will (oder muss), ist Zeit häufig der Knackpunkt. Umso wichtiger ist, dass Sie für sich entscheiden, wie viel Zeit Sie in das neue „Pflänzchen“ stecken können und möchten – und diese Entscheidung dann später sich selbst und anderen gegenüber verteidigen!
Zusammengefasst geht es also um diese drei W’s:
- WAS will ich genau?
- WARUM will ich das / reizt mich das? (Achtung, das ist ein wichtiger Motor!)
- WAS brauche ich? Wie viel Zeit und welche sonstigen Ressourcen benötige ich für den Start?
2. Abschied nehmen von etwas anderem
Neues, auch wenn man es parallel und erst einmal im Kleinen entwickelt möchte, braucht Zeit. Wie viel, dazu haben Sie sich gerade schon einmal Gedanken gemacht. Nach einem klaren Cut hat man normalerweise automatisch Zeit, aber bei diesem Modell, bei dem man das Bestehende fortführt, übersieht man diesen Punkt leicht. Oder hält ihn für unbedeutend. Das ist er aber nicht!
Höchstwahrscheinlich war einem auch vorher nicht langweilig. Daher gilt es, jetzt aktiv Platz für das Neue zu schaffen. Man kann dies mit dem Kleiderschrank vergleichen: Um dort neue Kleidungsstücke unterzubringen, müssen wir hin und wieder die vorhandenen Jacken, Hosen, T-Shirts, Pullover und noch einiges mehr durchsehen und „ausmisten“. Genauso ist es auch bei einem neuen Vorhaben: Wir müssen ausmisten, entrümpeln, vielleicht auch das eine oder andere zunächst einfrieren (welches Bild mögen Sie am liebsten?), damit Freiraum für das Neue entsteht. Am besten macht man auch dies bewusst: Welche bisherigen Aktivitäten möchten Sie ganz oder vorübergehend beenden, damit die neuen Raum bekommen können? Sonst geht die (Zeit-)Rechnung nicht auf, und das Neue hat keine Chance, sich zu entwickeln!
3. Komplizen suchen und Gelegenheiten schaffen
Ganz zu Beginn weiß noch niemand außer Ihnen – und vielleicht engen Familienmitgliedern oder Freunden – was Sie zusätzlich starten möchten. Alle anderen verbinden Sie nur mit dem Bestehenden. Wie könnte es auch anders sein? Die logische Folge ist, dass Sie nur auf das Alte angesprochen werden, als Selbständiger nur hierzu Anfragen bekommen, über Ihr Netzwerk nur zu Events aus Ihrer „alten Welt“ eingeladen werden etc. … von außen bekommen Sie also primär Impulse für das Bestehende. Ganz schön ungerecht für das neue Pflänzchen, oder? Ändern kann das im ersten Schritt nur eine Person: Sie selbst!
Mein Tipp: Schaffen Sie sich gezielt Komplizen für das „Neue“, also Menschen, die sich genau danach erkundigen und Sie dazu evtl. auch mit spannenden neuen Impulsen versorgen. Komplizen können neue Kontakte sein, die Sie gezielt in der „neuen Welt“ suchen und pflegen (über Fortbildungen, Events etc.), aber Sie können auch alte Vertraute vielleicht nicht zu Komplizen, aber doch zu Anwälten des Neuen machen, indem Sie sie bitten, diese Rolle für Sie zu übernehmen. Dafür müssen jene keine Experten aus dem Bereich sein. Anfangs reicht es, regelmäßig nachzufragen, später kann es hilfreich sein, bestimmte Meilensteine mit dieser Person zu teilen. So kann man mit ihr zum Beispiel ausmachen, dass man ihr an einem bestimmten Termin etwas zeigt, das man bis dahin vorbereitet haben möchte. Lässt man sich von einem Coach begleiten, kann auch er oder sie sehr gut diese Rolle übernehmen.
4. Zweifeln aktiv begegnen, damit sie nicht länger bremsen
Unsicherheiten und Zweifel gehören häufig dazu, wann man etwas ändern will. Also auch, wenn man etwas Neues startet. Entscheidend ist also nicht, ob man sie hat, sondern wie man mit ihnen umgeht.
Ängste, Zweifel oder Sorgen wirken wie eine angezogene Handbremse: Vielleicht kommt man mit dem Neuen noch holprig weiter, aber längst nicht so, wie man es eigentlich könnte. Machen sie sich bemerkbar, ist es wichtig, sie ernstzunehmen. Das heißt, es gilt, sie als „dumpfes Gefühl in der Magengegend“ herauszuholen und in Worte zu fassen. Dann kann man sich mit ihnen konstruktiv auseinandersetzen, sie beleuchten und nach Lösungen suchen. Es kommt auf den Einzelfall an, aber gerade bei Dingen, die man parallel zu Bestehendem startet, habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass sich allein aufgrund einer gewissen Vernachlässigung (fehlender Zeit!) Zweifel breitmachen. Diese lassen sich dann häufig schnell in Luft auflösen, wenn man sich ihnen einmal in Ruhe widmet. Oder man erkennt in ihnen einen sinnvollen Hinweis auf etwas, das man zusätzlich beachten sollte, damit das Neue bessere Chancen bekommt.
5. (Nur) die nächsten praktischen Schritte definieren
Für manche mag es verlockend sein, ein neues Projekt im Detail durchzuplanen. Dann besteht allerdings die Gefahr, dass man vor lauter Planen nicht zum Tun kommt … Mein Tipp: Auch wenn hier und da die Gefahr bestehen mag, dass „Agilität“ zum nichtssagenden Buzzword wird – oft ist es am besten, agil vorzugehen.
Das bedeutet: Entscheiden Sie lieber zügig und dafür „nur“ über den nächsten bzw. die wenigen nächsten Schritte! Das ist häufig nicht nur vollkommen ausreichend, sondern und besser. Es muss zu Beginn nicht „alles“ klar sein, sondern wenn das grobe Ziel steht (inkl. „Warum“, siehe oben), dann reicht es vollkommen, zu wissen, was als Nächstes ansteht, um loslegen zu können!
Möchten Sie herausfinden, ob ein Coaching auch für Sie das Richtige sein könnte? Dann lade ich Sie sehr gern zu einem kostenlosen Vorgespräch ein.